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Buprenorphin

(Subutex®, Buprenorphin mepha®, Buvidal® Depot Injektionslösung®)
  • Buprenorphin (Subutex®, Buprenorphin mepha®, Buvidal® Depot Injektionslösung) kann aus pharmakologischen Gründen in gewissen Situationen Vorteile gegenüber Methadon bieten.
  • Grundsätzlich sind Abklärung/Status und Bewilligungsverfahren gleich wie bei Methadon, siehe "OAT: Start in 1 Konsultation" (best practice, geeignet für routinierte Ärztinnen und Ärzte) oder "OAT Start in 2 Konsultationen".
  • Eine Hilfestellung zur differenzierten Indikationsstellung für Buprenorphin finden Sie hier.
  • Weitere Hinweise zur OAT mit Buprenorphin finden sich in den verschiedenen Kapiteln der Navigation links.
  • Buprenorphin ist im Vergleich zu Methadon wesentlich teurer, ist jedoch genauso eine Pflichtleistung der Krankenkasse.
  • Bei allfälligen Fragen gibt die helpline von Montag bis Freitag innerhalb 24 Stunden Auskunft.

Pharmakokinetik

Sublinguale Gabe von Subutex®, Buprenorphin® mepha

  • schnelle Resorption (ausgeprägter First-Pass-Effekt, daher nach Schlucken kaum bioverfügbar und geringe Intoxikationsgefahr)
  • Nach 3-5 Minuten lösen sich die Tabletten unter der Zunge auf (um die Wirkung der Tabletten vollständig zu ermöglichen, während 5 Minuten nicht schlucken).
  • sublinguale Bioverfügbarkeit = 31-52%
  • Zeitdauer bis zum Erreichen einer klinischen Wirkung ca. 30 (-60) Minuten
  • Zeitdauer bis zum Erreichen maximaler Plasmaspiegel ca. 90-150 Minuten
  • Zeitdauer bis zum Erreichen der maximalen klinischen Wirkung ca. 1-4 Stunden
  • Schnelle Resorption aus dem Plasma und Umverteilung in verschiedene Gewebe (z.B. Fettgewebe).
  • Aus den verschiedenen Geweben erfolgt zeitverschoben eine langsame Rückum-verteilung, die für konstante Buprenorphin-Plasmaspiegel sorgt („Depot-Effekt“).
  • Wirksame Plasmaspiegel: zwischen 0,7 und 12 ng/ml; dosisabhängige Wirkdauer
  • Steady state: ca. nach 5-8 Tagen; keine nennenswerten Tagesschwankungen bei regelmässiger Einnahme.
  • Die Metabolisierung erfolgt mehrheitlich über Cytochrom P450 3A4. Da auch andere Enzyme am Abbau des Buprenorphin beteiligt sind (CYP 2C8), ist der Abbaumetabolismus von Buprenorphin und seiner Metaboliten relativ unempfindlich bezüglich Interaktionen.
  • Eliminationshalbwertszeit: 20-25/37Stunden. Die Elimination erfolgt überwiegend hepatisch durch Glukuronidierung und N-Dealkylierung.
  • Die Ausscheidung erfolgt zu 70-80% über die Faeces, der Rest, 20-30%, renal.

Subkutane Gabe von Buvidal® Injektionslösung

  • Wöchentliches Buvidal®
    • vollständige absolute Bioverfügbarkeit
    • ca. 24 Stunden bis zum Erreichen der maximalen Plasmakonzentration (tmax)
    • Steady-State-Exposition wird mit der vierten wöchentlichen Dosis erreicht.
    • wird über Cytochrom P450 CYP3A4 und durch Glukuronidierung des Stammmoleküls und des dealkylierten Metaboliten metabolisiert. Norbuprenorphin ist ein μ-Opioidagonist mit einer schwachen intrinsischen Aktivität.
    • Subkutane Anwendung von Buvidal führt aufgrund Vermeidung eines First-Pass-Metabolismus zu signifikant geringeren Plasmakonzentrationen des Norbuprenorphin-Metaboliten im Vergleich zur Anwendung von sublingualem Buprenorphin.
    • terminalen Halbwertszeit von 3 bis 5 Tagen
    • Ausscheidung 70% über Fäzes, Rest über Urin
  • Monatliches Buvidal®
    • vollständige absolute Bioverfügbarkeit
    • ca. 6–10 Stunden bis zum Erreichen der maximalen Plasmakonzentration (tmax). 
    • Die Steady-State-Exposition wird mit der vierten monatlichen Dosis erreicht.
    • wird über Cytochrom P450 CYP3A4 und durch Glukuronidierung des Stammmoleküls und des dealkylierten Metaboliten metabolisiert. Norbuprenorphin ist ein μ-Opioidagonist mit einer schwachen intrinsischen Aktivität.
    • Subkutane Anwendung von Buvidal führt aufgrund Vermeidung eines First-Pass-Metabolismus zu signifikant geringeren Plasmakonzentrationen des Norbuprenorphin-Metaboliten im Vergleich zur Anwendung von sublingualem Buprenorphin.
    • terminalen Halbwertszeit von 19 bis 25 Tagen
    • Ausscheidung 70% über Fäzes, Rest über Urin

Wirkmechanismus

  • Buprenorphin ist ein partieller Agonist am mü-Opioid-Rezeptor (Vermittlung von Effekten wie Euphorie, Analgesie, Atemdepression und Abhängigkeit) und ein Antagonist am kappa–Rezeptor (Vermittlung von Effekten wie Dysphorie und Sedierung).
  • Im Vergleich zu Methadon und Heroin zeigt Buprenorphin aufgrund seiner speziellen Eigenschaften an den Opioid-Rezeptoren damit wichtige Unterschiede:
    • Buprenorphin hat eine höhere Rezeptoraffinität (Heroin und Methadon werden verdrängt) und
    • eine mittelgradige intrinsische agonistische Aktivität mit nur partieller Stimulation der mü-Opioid-Rezeptoren (hohe Dosen an Buprenorphin führen zu einer leichteren, weniger euphorisierenden und schwächer sedierenden zentralnervösen Wirkung als hohe Äquivalenzdosen anderer Opioide, wie z.B. Heroin, Methadon).
    • Ceiling Effect: Es besteht keine lineare Dosis-Wirkungsbeziehung. Bei ansteigender Dosierung kommt es zum Erreichen eines Wirkplateaus.
    • Buprenorphin kann in Kombination mit anderen zentral dämpfenden Substanzen zu einem limitierten atemdepressiven Effekt beitragen.
    • Buprenorphin zeigt eine lange Rezeptorhalbwertszeit mit langsamer Rezeptordissoziation und eine geringere Rezeptor-down-Regulation.


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