Komorbidität
Untersuchung der psychiatrischen Komorbidität
- Grundsätzlich gibt es bei Suchtmittelkonsum hohe Komorbiditätsraten mit verschiedenen psychischen Störungen (bei Cannabisabhängigkeit ca. 70%), so dass es für die Behandlung wichtig ist, diese zu diagnostizieren und entsprechend mit zu behandeln.
- Wichtige Fragen zur Anamnese:
- Ambulante oder stationäre psychiatrische/ psychotherapeutische Vorbehandlung?
- Suizidalität, frühere Suizidversuche?
Hinweis auf Depressionen
- Antriebsmangel, Verlust von Freude, Traurigkeit, suizidale Phantasien
- Schlafstörungen, erhöhte Ermüdbarkeit, verminderte Konzentration und Aufmerksamkeit
- Schuldgefühle
- Bei Männern oft auch vermehrte Reizbarkeit
Hinweis auf Manien
- Euphorie
- Rededrang
- Hohe Geldausgaben
- Distanzverlust
- Grössendenken u.a.
Hinweis auf Angststörungen
- Vegetative Symptomatik; Herzklopfen, Schwindel, Zittern, Schwitzen u.a.
- Gefühl, nicht mehr normal zu sein
- Eindruck, nicht richtig da zu sein
- Angst zu sterben u.ä.
- Vermeidung bestimmter mit Angst verbundener Situationen
- Isolierte Phobien vor Tieren, Höhe, Fliegen, geschlossenen Räumen u.a.
Hinweis auf Persönlichkeitsstörung
A) Emotional instabile Persönlichkeitsstörung, z. B. Borderline-Typus
- Suizidversuche oder –absichten
- Gestörte partnerschaftliche Beziehungsgestaltung
- Mangelhafte Impulskontrolle
- Plötzliche, lange und intensive aversive Anspannungszustände, ohne die entsprechenden Emotionen differenzieren zu können
- Rasch wechselnde Emotionen (weinerlich, dünnhäutig und gleichzeitig aggressiv)
- Als Ursache der mangelhaften Impulskontrolle können mittels Selbstverletzung (schneiden, Ritzen) Spannungen abgebaut werden.
B) Dissoziale Persönlichkeitsstörung
- Normabweichendes Verhalten mit Missachtung sozialer Regeln
- Aggressiv-reizbar
- Gefühlskalt, ohne Reue, wenig Einfühlungsvermögen
C) Schizoide Persönlichkeitsstörung
- Introvertiert
- Leben isoliert
- Schwierigkeiten Gefühle zu zeigen
- Kühl und scheinbar gleichgültig
D) Narzisstische Persönlichkeitsstörung
- Eigene Stärken und Schwächen werden nicht richtig eingeschätzt
- Stimmungsschwankung zwischen Grandiosität und Wertlosigkeit
- Überlegenheitsgefühl
E) Paranoide Persönlichkeitsstörung
- Reagiert übertrieben auf Zurückweisung
- Misstrauisch
Weiter auch zwanghafte und ängstliche Persönlichkeitsstörungen.
Hinweis auf psychotische Störung/Schizophrenie
- Nicht erklärbarer Karriereknick in der Schule oder Ausbildung
- Rückzug von der Familie und Freunden
- Antriebsverarmung, "Sonderling"
- Wahnideen, Beeinflussungsideen, akustische oder optische Halluzinationen
- Störung von Denken und Wahrnehmung
- Siehe auch Psychose und THC
Hinweis auf ADH/ ADHS im Erwachsenenalter
- Aufmerksamkeits- und Konzentrationsproblematik als Kind in der Schule und als Erwachsener
- Innere Unruhe, verträumt, vergesslich, unzuverlässig, selbstsüchtig und affektive Instabilität
- Oft geringes Selbstwertgefühl, vor allem bei unzureichender Motivation und Stimulation
- Schwierigkeiten, die Aufmerksamkeit zu fokussieren, relevante innere und äußere Reize auszuwählen und Ablenkungen auszublenden.
- Spannungszustände und Impulsivität
- Siehe auch Cannabis und ADHS Poliklinik ARUD Zürich